INNER // ALEXIS DORNIER
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Alexis Dornier ist Architekt, Designer und Unternehmer. Überall auf der Welt zuhause, arbeitet er nun seit vier Jahren erfolgreich auf Bali. München, Bodensee, zeitweise auch in Ravensburg – schon als junger Bub hatte Alexis Dornier mehr als einen Heimatort. Kurz nach dem Abitur ging es mit dem eben ergatterten Passat ab nach Berlin. Den Führerschein, den es dafür brauchte, hatte Dornier schon etwas länger. 

IV:
Wieso hattest du deinen Führerschein schon so früh?

AD:
Mein Vater lebt seit 25 Jahren auf den Philippinen und da nehmen sie es mit dem Alter nicht so genau. Ich hatte ihn damals besucht, ich war 16. 

IV:
Philippinen – wie kommt das und bist du dort auch regelmäßig?

AD:
Ich versuche, den Guten so einmal im Jahr zu besuchen. Er ist immer wahnsinnig beschäftigt, hat viele Projekte. Aber einmal im Jahr schaue ich, dass ich ihn erwische. Dass man mal zwei, drei Tage abhängt und sich gegenseitig updated. Er macht viele verschiedene Dinge und ist ein super begabter Typ. 

IV:
Heißt?

AD:
Er hat viel gemacht. Am Anfang war er noch in München, dann ging es nach Madrid, damals noch als Fotograf. Dann ist er in die USA, hat sich nochmal völlig neu erfunden, sich dem Familienthema, der Luftfahrt, gewidmet – und ist Aviator geworden. 

Mein Urgroßvater war Ingenieur und hat Flugboote entwickelt, also Flugzeuge, die im Wasser landen können. Das war die Trademark und die Nische, er und mein Opa haben in ihrem Luftfahrtunternehmen dann auch andere Flugzeuge gebaut. Irgendwann fand mein Vater wohl, er sollte das wieder aufnehmen und hat sich dem Thema voll und ganz verschrieben. Er begann, Flieger zu bauen und hat dann auf den Philippinen eine Airline gegründet. Das hat ihn wohl noch mehr begeistert als die Fotografie. 

Er ist auf die Philippinen ausgewandert, weil dort ein Markt für Flugzeuge vorhanden war. Gemeinsam mit einem Freund hat er über lange Jahre sein Geschäft aufgebaut. Die Firma besteht noch immer mit etlichen Verzweigungen, die mit dem Thema indirekt oder auch direkt verbunden sind. Zentraler Punkt sind noch immer die Philippinen, mittlerweile fliegen sie allerdings auch international. 


 

IV:
Denkst du, du hast von dieser Begabung etwas mitbekommen?

AD:
Zum Teil bin ich natürlich schon sehr inspiriert. Wir haben nie zusammengewohnt, meine Eltern haben sich bereits getrennt, da war ich ein Jahr alt. Zunächst war es über ein paar Jahre die klassische Scheidungskind-Nummer. Was natürlich nicht immer einfach war als Kind. Mittlerweile sieht man die Dinge ein bisschen anders. Ich hatte Zeit, mich vielleicht auch mit dem einen oder anderen Umstand abzufinden und etwas daraus zu machen. Als Kind war es verwirrend. Super bodenständig aufgewachsen bei der Mum und bei Daddy war halt eher so Jetset-Life angesagt. Da kommst du als Kind natürlich ins Zappeln. 

IV:
Und hattest du jemals das Gefühl, in seine Fußstapfen treten zu wollen?

AD:
Ich habe lange gebraucht, um das zuzugeben, aber mich interessiert die Fliegerei einfach nicht. Ich habe immer gehofft, wenn ich das Richtige sage, so wie es der Vater, Großvater oder sonst alle wollten, dass ich eben auch zur Luftwaffe soll oder mich für die Fliegerei interessieren, dann sind alle glücklich. Ich habe zwar einen Flugschein und finde es auch schön, hier und da mal zu fliegen. Aber es ist nicht meine Leidenschaft. Dafür brenne ich nicht. Da habe ich eine Weile gebraucht, mir das einzugestehen und entsprechend meine Nische zu finden. So wie es einfach die Aufgabe von jedem ist, sein „Calling“ zu finden. 

IV:
Wie hast du dann zu deinem Calling gefunden?

AD:
Nach dem Abi wusste auch ich erstmal nicht, was machen. Ich bin nach Berlin und habe in einer Agentur für Event und Kommunikation gearbeitet. Ich habe dann aber sehr schnell gemerkt, dass ich ein Problem damit habe, Dinge zu verkaufen, hinter denen ich nicht stehe: Turnschuhe, Alkohol oder Taschen waren zu diesem Zeitpunkt für mich irrsinnig. Durch den Job konnte ich allerdings mein Netzwerk in Berlin relativ schnell ausbauen. Mein Onkel und meine Tante waren es dann, die meinten, versuch doch mal Architektur. Ich war nicht sehr talentiert in Mathe oder ähnlichem.
 

Mit 21 Jahren habe ich also Architektur studiert und schnell gelernt:
Für seine Passion muss man eben auch was tun. Leidenschaft muss entdeckt werden. Muss gepflegt werden. Muss aufgebaut werden.
Über die Architektur habe ich verstanden, alles ganzheitlicher zu sehen. Was Kreativität ist. Was Schaffen ist. Was ein Prozess ist. 



 

IV:
Und was ist der Prozess?

AD:
Egal ob es Musik ist, eine Agentur oder eben Architektur – schlussendlich geht es immer um ein Regelwerk. Man schreibt so etwas wie ein Programm, weil man meint, man hat eine Innovation oder Verbesserung und dann überlegt man, wie kommt man dahin. Was brauche ich für Tools? Was habe ich für Möglichkeiten? All diese Sachen in eine Ordnung zu bringen, das ist Architektur. Es gibt die Architektur einer Firma und es gibt die Architektur eines Musikstücks beispielsweise. Von egal was. Es ist schlussendlich ein Rahmenwerk. Jedes Haus, jedes Möbelstück hat sein eigenes Rahmenwerk. 

IV:
Was war dann der nächste Schritt?

AD:
Ich habe die ersten zwei Jahre in Berlin studiert. Das war richtig viel Spaß. Viel Output. Ich habe an der Universität der Künste studiert, dort war´s super. Man konnte machen, was man wollte. Rauchen auf dem Gang, dort war es möglich. Berlin war zu der Zeit Party- und Kulturhochburg. Nach München einfach super spannend für mich. München war leider immer schon ein Turn-off für mich. Richtig wohlgefühlt hatte ich mich in München nie. Nicht mit den Orten sowie den Menschen. Auch in der Schule nicht. In Berlin war das anders. Ich hatte gleich zwei super Jahre. 

Ich dachte natürlich, das kann es nicht sein, so gut kann es nicht weitergehen. Oder vielleicht doch? Also bin ich nach Stockholm, um dort weiter zu studieren. Überraschenderweise fand ich, es war tatsächlich ein richtiger „Upturn“. Obwohl dort alles so schön aussah, war es nicht die richtige Stadt für mich. Nach etwa sechs Monaten war ich damit eigentlich durch. 

Dann hatten wir eine Studienfahrt nach Barcelona. Ich war sofort verliebt und bin nie wieder nach Stockholm zurück, bis heute liegen da irgendwo noch meine Sachen. In Barcelona habe ich auch meine Mappe für New York fertig gemacht. 

Amerika, oder genauer New York, war immer ein Thema für mich. Ich hatte mich in zehn Büros in New York beworben. Nach drei Monaten in einem der Offices bin ich aber bei OMA Koolhaas eingelaufen und hatte mich dort frei beworben. Ohne Termin. Ich hatte sehr viel Glück, dass die Leute das gut fanden und habe meinen Job gewechselt.

 

IV:
Zu der Zeit warst du also sehr selbstbewusst?

AD:
Ja schon. Eigentlich hatte sich ab Berlin alles verschoben. Vorher war ich eher so der unentschlossene „Grübler und Denker“-Typ. Zum Teil bin ich das heute natürlich auch. Aber der Schritt damals, nach Berlin zu gehen, war ein Befreiungsschlag. 

In New York war ich drei Jahre und hab gearbeitet wie ein Depp. Also, wie sich das gehört. Auch mal an die Limits zu gehen und die Dynamik und die Power von der Stadt einzuatmen. Gelebt habe ich in Williamsburg, was zu der Zeit eher noch runtergekommen war. Jetzt stehen dort ja nur noch Porsche und Cayennes. Irgendwann wurde es sehr hip und wie es dann meistens ist, kam das Geld nach. Nach knappen drei Jahren war es für mich gut. Ich bin zurück nach Berlin, um fertig zu studieren. Ich konnte mir einiges anrechnen lassen, so waren es noch zwei Jahre, die ich an der UDK zu machen hatte.

In dieser Zeit habe ich auch meine erste Firma gegründet, Interdesign. Möbel, Designstücke, kleine Aufträge für Bars oder Clubs, das aus dem Netzwerk der Agentur ergeben hat, bei der ich vor meinem Architekturstudium eingestiegen bin. Möbel für die Marke Axe, ein Showroom für Absolut, solche Geschichten. Ich war der Stadt sehr verbunden durch mein Netzwerk, man konnte nebenher viele Sachen machen und ausprobieren. Die Firma damals hieß M AD. Manufactured by Alexis Dornier. Die gibt es auch immer noch. 

Ich habe dann immer mehr für Marken gearbeitet. Wir hatten auch Made, eine Galerie am Alexanderplatz, etwa 400 qm groß. Das haben wir damals mit Absolut gemacht. Sie wollten testen, wie man Branding ohne Branding machen kann, und das haben wir auch gut hinbekommen. Wir haben viele Künstlerkollaborationen eingefädelt und Events umgesetzt. Made war gedacht als Kollektiv. Wir haben uns Kampagnen für die unterschiedlichen Kollabos ausgedacht und immer viel mit Agenturen zusammen gearbeitet. Heute ist das sicher ein Acid, in der Art, wie ich Architektur mache. Es hilft mir, damals Posterkampagnen entwickelt oder andere Medien benutzt zu haben. Es geht immer um den Narrativ. Um das, was man versucht, den Menschen zu vermitteln und sie dafür zu begeistern. 

Nach fünf Jahren hatte ich dann keine Lust mehr auf Botschaft und Marke. Ich hatte genug Party gemacht. Alles lief super: schöne Wohnung, Freundin, schönes Auto, alles am Start gewesen. Aber irgendwie dachte ich, dass kann´s auch nicht sein. Ich war so gesattelt, das fand ich nicht gut. Da war ich 30. 

IV:
Meinst du, wenn du an einem Ort alles erreicht hast, was du dir vorgenommen hattest, ist der richtige Zeitpunkt zum Weiterreisen?

AD:
Ich war einfach erschöpft und habe auch keine Möglichkeit zu dieser Zeit dort gesehen, weiter zu wachsen und Architektur zu machen. Und dann hatte sich Bali einfach ergeben. Ich hatte das vorher nie auf der Uhr gehabt. Eigentlich hatte ich nie das Bedürfnis, Berlin zu verlassen. Ich habe Berlin immer geliebt und tu es noch, aber als Architekt war es dort eben schwierig. Ich hatte sogar kurz überlegt, in eine künstlerische Richtung zu gehen. Einfach, um nicht mehr für Kunden zu arbeiten. Architektur liegt irgendwo zwischen Service und der eigenen künstlerischen Leistung. Und genau da liegt auch die Herausforderung. Du machst das für andere, aber gleichzeitig auch für dich. Wie bringst du das also zusammen? Das ist die Challenge, aber auch das, was am meisten Spaß macht. 

IV:
Dann also ab nach Bali.

AD:
Mein Freund Nico, mit dem ich auch Made gemeinsam gemacht hatte, meinte einfach: „Hey komm, zeichne mir doch meine Hütte auf Bali.“ Gleichzeitig habe ich James Sebastiano kennengelernt, er betreibt neben vielen anderen Projekten unter anderem das Alchemy, in Ubud, Bali. Es gab damals ein riesen Projekt im Osten von Ubud mit sieben oder acht Hektar Fläche, das eine architektonische Planung gebraucht hat. Und James war eben der Projektmanager. Die suchten einen Architekten und ich habe einfach gepitched. Ich hatte ja nichts zu verlieren. Ihnen hat meine Arbeit gefallen und sie sind zu mir nach Deutschland geflogen. Dort saßen einige Leute aus dem Projekt an einem Tisch und es hat ihnen super gefallen, allerdings nicht der Geldgeberin. Das Projekt ist gefloppt, aber darüber habe ich die Menschen kennengelernt, derentwegen ich zunächst für sechs Wochen nach Bali geflogen bin. Ich dachte, ich helfe denen ein bisschen bei ihren Häusern und male ein wenig mit. Ich habe aber ziemlich schnell gemerkt, dass die Logik im Grundriss manchmal nicht so vorhanden ist. Ich habe angeboten, die Dinger nochmal neu zu entwerfen. 

Das war die Geburtsstunde. Auf einmal gab es Penjiwaan. 

IV:
Und konnte man mit einem Projekt auf Bali dort auch sofort leben?

AD:
Das hat sich ganz langsam entwickelt. Du musst die Marke auch erstmal aufladen. Schauen, ob das alles funktioniert und so weiter. Heute ist das natürlich ein anderer Schnack, die Strahlkraft von diesem und anderen Projekten, die sich parallel relativ schnell ergeben hatten, haben für eine neue Dynamik gesorgt. Jetzt bin ich ja bereits seit vier Jahren auf Bali.

IV:
Und was sind so die Hard Facts nach vier Jahren Bali?

AD:
28 Projekte. Nicht jedes Konzept klappt und wird umgesetzt. Manchmal arbeitet man lange an etwas und plötzlich ist es off. Zum Beispiel hatten wir ein Tenniscenter geplant, das leider nicht umgesetzt wurde. Aber Pitchen gehört dazu. Außer mir arbeiten noch neun weitere Personen im Office. Die Schlüsselpositionen sind besetzt mit Menschen aus Stuttgart, Nepal, Bali, Jakarta – querbeet zusammengewürfelt. Natürlich gab es auch oft Fettnäpfchen, mittlerweile haben wir uns aber zu einer sehr starken und tollen Truppe entwickelt. Alle sind Architekten oder haben indirekt damit zu tun. Es kommt ja auch immer an, wo man hin mag: Design, Entwurf, Management, Organisation. Da gibt es viele Bereiche. 

IV:
Was ist der Dornier-Plan?

AD:
Mein Ziel ist es, zum Beispiel mal ein öffentliches Gebäude zu entwerfen. Eine Schule, ein Museum, eine Kirche. Einfach etwas, das mehr Leuten zugänglich ist und mehr Leute anspricht. Es muss nicht unbedingt hier auf Bali sein. Das ist mein neuer Maßstab: Ich würde gern überall auf der Welt Projekte umsetzen. Mein Backend hier ist mittlerweile so gut aufgestellt, dass ich durchaus auch mal raus könnte für ein Projekt, das ich umsetzen will. 

Außerdem finde ich Diversifizierung ein super Thema. Ich mache ja nicht nur Architektur. 

Ich habe einige Startups, vom Barber Shop bis Restaurants (Food & Beverage), einen Seifenladen mit eigenem Seifenbrand. Wir planen, einen Designshop mit einem Konzept für Food und Beverage zu kombinieren. Dort kann man dann alles kaufen, was ich so entwerfe, Lampen, Tische, Stühel zum Beispiel. Natürlich gibt es auch weitere kuratierte Sachen, die uns gefallen und die wir dann gerne anbieten möchten. 

IV:
Wie viele Diversifikationen sind es denn bereits? 

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Workshop, Lazy Cats, La Pacha Mama, Soap Stories, Dorsey's Barber Shop im Deus, Giggi, ein Hostel mit 45 Zimmern auf den Gillis. Bisher. Es gibt ganz viele Sachen, die ich noch machen will. Mode und Taschen beispielsweise.

IV:
Wer soviel hat, macht das ja nicht mehr alleine. Wie darf man sich das vorstellen? Kommen Leute auf dich zu und sagen, sie möchten Taschen mit dir designen? Oder entscheidest du, was du machen möchtest und suchst entsprechend Partner? 

AD:
Komplett alles ist möglich. 

IV:
Erzähl mir von deinem neuesten Projekt, die Soap Stories. Wieso ein Seifenladen?

AD:
Meine Freundin hatte schon länger immer mal wieder Seifen aus ihrem Koffer verkauft, die sie von ihren Reisen mitgebracht hatte. Die Nachfrage wurde immer größer und das interesse daran ist mitgewachsen. Sie hatte dann die Idee einen Seifenladen aufzumachen. Letzendlich haben wir dann verschiedene Produkte eingekauft. Dahinter steckt der strategische Plan, erstmal über Fremdprodukte die eigene Marke aufzuladen. Parallel dazu haben wir bereits begonnen, unsere eigene Bali-Linie rauszubringen. Der Plan ist, irgendwo zwischen Aesop und Lush zu landen und Filialen überall auf der Welt zu eröffnen. Wir machen hier in Ubud quasi eine Art Testballon und schauen, ob wir einfach nur über Laufkundschaft unsere Ware an die Leute bekommen. Der nächste Schritt wird eine weitere Filiale in Seminyak sein. 

IV:
Ist das nicht weit weg von der Architektur?

AD:
Mich interessiert das Aufweichen von Grenzen. Egal ob Produkt oder Interior. Ich habe das Gefühl, dass das alles ähnlich läuft. Ich checke also, ob ich so ein Seifenthema genauso aufbauen kann wie ein Haus. Und davon bin ich überzeugt. Es geht mehr um die Methode und weniger um das Produkt. Wie setzt du das Ganze um und vor allem warum? Ich finde das spannend. Es macht mir Spaß, unterschiedliche Medien zu benutzen. Vielleicht mache ich irgendwann einfach Kunst, frei von den alltäglichen Dingen, die Architektur leisten muss. Da darf es dann einfach reinregnen oder solche Sachen. Man nimmt sehr viel mit aus der Arbeit. Der Umgang mit Menschen ist ohnehin das Spannendste an der ganzen Sache. 

IV:
Ist das alles sehr idealistisch oder ist es auch profitabel?

AD:
Ich denke, wenn man macht, was einem Spaß macht und wo die Leidenschaft ist, ist es egal, wo man ist. Ob jetzt hier auf Bali oder in Deutschland, der monitäre Erfolg ist auch nur eine Konsequenz dessen, wie man es ausgespielt hat. 

Ein Laden läuft super, der andere läuft halt nur. Generell hat man hier aber eine riesen Chance. Wenn man eine Engelsgeduld hat und es einem nicht den letzten Nerv raubt, dass manche Dinge hier eben anders laufen, hat man gute Karten. Die Challenge ist sicherlich, ob man dem Druck gewachsen ist. Man muss lernen, eine Methode zu entwickeln, dass du dich nicht selber immer völlig upfuckst, wenn etwas schief läuft. 

Es ist wichtig, dass man sein Leben so gestaltet, dass es Spaß macht. Im besten Fall nicht alleine. Im besten Fall gesund. Im besten Fall mit einem netten Umfeld, tollen Freunden und Family um dich herum. Das ist meine Idealvorstellung von Machen. 

Du kannst nur soviel machen, wie eben geht. Und wenn dich das dann komplett upfucked,weil du so besessen bist, dann musst du ja auch deine Motivation checken. Warum? Warum drückst du so hart? Warum bist du nach 22 Uhr immer noch im Office? Warum arbeitet man so? Ist es wirklich nur, weil ich Bock drauf habe? Es ist eine schöne diplomatische Übung. Dann muss man runterschrauben auf ein Niveau, wo du dir selbst gegenüber eine gesunde Verantwortung hast. Dir bringt doch der ganze Erfolg nichts, wenn du dich so aufgerieben hast auf dem Weg dahin.

Es ist alles limitiert irgendwo. Unser Leben ist limitiert. Keiner hat unbegrenzt Zeit. Ich finde, vor aller Selbstverwirklichung steht auch: Ok, lass das mal so gestalten, dass du auch nicht vergisst zu leben.

 

IV:
Die Dornier Work-Life-Balance?

AD:
Bis vor einem Jahr habe ich ein bisschen viel gemacht. Das war eben die Phase dafür. Es gibt natürlich einfach Phasen, da musst du am Start sein. Genauso wie es die gibt, in denen du dich eher locker machen kannst. Zum Beispiel von Januar bis März, da war halt einfach mal eine „Jetzt muss man anpacken“-Phase. Jetzt haben wir das wieder ganz gut geregelt.  

Es geht, solange das einem bewusst ist und man nicht so in dieses Burnout-Thema rutscht. Das kann gar nicht passieren, wenn du eine Sensibilität für dich entwickelst. Wenn du die für dich entwickelt hast, kannst du gar nicht ausbrennen. Du kannst nur ausbrennen, wenn du beispielsweise in einer Agentur bist, der Kunde drückt wie sau, du willst dich aber unbedingt beweisen und eigentlich gibst du viel zu viel. Aber du hast halt auch nicht den Mut zu sagen, nein, den Scheiß mache ich so nicht mit. Deswegen brennen die ganzen Leute aus. Weil die in diesem Hamsterrad drin sind und sich eher Gedanken um den nächsten schlauen PR-Move machen, anstatt sich mal zu überlegen: Was will ich eigentlich mit meinem Leben machen? Wie kann ich mein Leben so gestalten, dass es mich nicht umbringt und ich dabei noch eine gute Zeit mit Partner, Familie und Freunden verbringen kann? 

Am Ende kannst du nichts mitnehmen und auf die Schulter wird dir keiner klopfen. Es geht eigentlich nur ums eigene Gefühl dabei. Was ist gerade für mich angebracht? Wieviel bin ich bereit, gerade zu geben? Und genau den Punkt zu erkennen, an dem man sagt: „So, jetzt ist es zu viel.“ Und daran scheitern eben viele Leute. Die müssen es den Chefs beweisen, Kunden beweisen, den Nachbarn, den Eltern, Freunden… sich selbst! Whatever. Ich muss mir selbst nichts mehr beweisen. Es geht einfach darum zu schauen, was mir Spaß macht, wie ich dabei gesund bleiben kann und zu merken: Bewegung ist genauso wichtig wie zum Beispiel auch mal alleine zu sein oder eben zu zweit. Sonst ist einfach irgendwann Sackgasse.  


DANKE ALEXIS. 


Mehr Bilder hier: 
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Mehr zu seinen Projekten:
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